Die Vereinsgeschichte bis 1945

1896 – das Gründungsjahr

Die ersten Notizen vom Verein finden wir im Generalanzeiger Magdeburg vom 8. Mai 1896 und in den „Blättern für Aquarien- und Terrarien-Freunde“ vom 5. August 1896 (S. 178 f.):

”Seinem längst gefühlten Bedürfnis Rechnung tragend, wurden die Aquarien- und Terrarienfreunde zu Magdeburg durch schriftliche Einladung und eine Notiz im General-Anzeiger seitens der Herren W. Krause und H. Hartmann aufgefordert, sich behufs (A.d.R. behufs = zwecks) Gründung eines Vereins im „Moltke-Restaurant“ einfinden zu wollen. Demzufolge wurde am 14. Februar 1896 der Verein „Vallisneria“ von folgenden 5 Liebhabern gegründet: Herren Kayser, Hamers, Hartmann, Krause, Schulze. Provisorischer Vorsitzender ist Herr O. Kayser.

Beschlossen wurde am 4. März, den auszustellenden Statuten diejenigen des „Triton Berlin“ zu Grunde zu legen. Erste Auktionen „zum Besten der Kasse“ erfolgten (siehe „Blätter für Aquarien- und Terrarien-Freunde“).

Am 22. Mai erfolgte die erste Vorstandswahl – Herr H. Lübeck wird 1. Vorsitzender des Vereins – und am 12. Juni wurde beschlossen, „bei gleich gesinnten Vereinen gegenseitige Mitgliedschaft nachzusuchen“.
Auch eine Vereinsbibliothek wurde geschaffen und so z.B. im Oktober notiert, „für unsere Vereinsbibliothek „Das Süßwasseraquarium“ von Dr. Bade anzuschaffen“. Bei der letzten Zusammenkunft im Gründungsjahr am 11. Dezember 1896 waren bereits 14 Mitglieder und 3 Gäste anwesend.

1897 – 1900

In den ersten Jahren des Bestehens wuchs der Verein, es entstand eine ansehnliche Vereinsbibliothek und viele freundschaftliche Beziehungen zu anderen Vereinen in Deutschland entstanden – so z. B. zum „Triton“ Berlin. Die Mitglieder beschäftigten sich mit Zuchtfragen, Neuerungen zum Hobby, führt erste Exkursionen durch und besichtigt Aquarien und Terrarien in anderen deutschen Städten. Auch eine „Präparaten-Sammlung“ wurde geschaffen und durch Spenden von Mitgliedern und Freunden erweitert.

Bild: Gründungsmitglieder des Verbandes für Aquarien und Terrarienkunde bei einer Beratung
(10. u. 11. September 1898) in Leipzig, bei dem unser Verein durch Herr Lübeck (hinten, 2. v. l.) vertreten war.

1901 – 1914

Im März 1901 wird „wird aus mancherlei Gründen der Beschluss gefasst, so schnell wie möglich ein anderes Vereinslokal zu suchen“ – das Lokal „Reichskanzler“ (Kaisers. 38) – und Sitzungen auf den 2. Und 4. Freitag jeden Monats zu verlegen.

1901 hat der Verein 31 Mitglieder. Trotz dieser geringen Mitgliederzahl war „der lebhafte Besuch der Vereinssitzungen ein Beweis für das rege Vereinsleben“. Neue Zuchtmethoden, Futtermittel und Themen rund um Wasserpflanzen werden auf den Vereinstreffen lebhaft diskutiert. Um der Allgemeinheit Zugang zu unserem Hobby zu ermöglichen, werden Beiträge in Zeitungen (meist in Form von „Reklame“) verfasst oder auch Ausstellungen organisiert. So wurden z.B. in den Gruson-Gewächshäusern von 6. bis 17 Juni 1902 mehrere Seewasseraquarien, ein Aqua-Terrarium und Informationsmittel vom Verein aufgestellt, zu deren Besichtigung am 8. Juni auch 12 Mitglieder der Berliner Vereins „Triton“, zum Teil mit ihren Frauen, anreisten. Mit Beginn des Jahres 1903 waren bereits 43 Aquarianer im Verein.

1905 richtet der Verein die 3. Ausstellung in den Grunson-Gewächshäusern aus. Vielfältige Vorträge und Exkursionen, lebhafte Diskussionen zu Zuchtfragen, zum Aquarienbau, Wasserpflanzen, deren Düngung und vieles mehr prägen das Vereinsleben. Auch Fragen des Naturschutzes sowie „die Arten- und Familienzahlen der Fische in der Elbe und den Gewässern in der Umgebung von Magdeburg“ waren Themen, die unsere Vereinsmitglieder beschäftigten.

1910 wurde vom Verein ein Teich angepachtet. Dort wurden u.a. einheimische Wasserpflanzen kultiviert und Futtertiere gezüchtet.

Am 23. Juli 1912 wurde beschlossen dem VDA beizutreten. Dies erfolgte auf dem Verbandskongress in Frankfurt am Main vom 28.08. bis 01.09.1912, als der Westdeutsche Verband sich in den VDA umgewandelte. Vertreten wurde der Verein Vallisneria Magdeburg durch Herrn Dr. W. Wolterstorff.

1915 – 1919

Aus den Jahren 1915 bis 1918 sind nicht viele Aufzeichnungen vorhanden. 1915 wurde eine Tausch- und Suchliste erarbeitet und als neues Vereinslokal das „3 Raben“ am Hasselbachplatz gewählt. Ende des Jahres wurde beschlossen, die gemeinsamen Veranstaltungen auszusetzen und nur regelmäßige Zusammenkünfte durchzuführen.

1918 war der lang ersehnte Frieden in Sicht. Es wurde aufgerufen, die Vivaristik wieder aufleben zu lassen. Anfang 1919 wurde ein provisorischer Vorstand gewählt und unser Verein versuchte, trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage, die Aquaristik neu zu beleben.

Am 18.11.1919 rief man so auf, den Gau „Provinz Sachsen-Anhalt“ des VDA zu gründen. Initiator des Aufrufs war der Verein „Vallisneria“ Magdeburg mit dem Unterzeichner E. Krasper. Die Gründung sollte am 10. Dezember 1919 in der Kaiserhalle (Kaiserstraße 100 (gegenüber Wilhelmstraße, Magdeburg) erfolgen.

1920 – 1930

Im neuen Vereinslokal „Günthers Brauerei“ (Weinfaßstraße 7) finden 1920 wieder regelmäßig Vereinsabende statt. Vorträge, die Anlage einer neuen Präparatesammlung und der Vereinsteich sowie der 4. VDA-Kongress in Berlin sind dieses Jahr Schwerpunkte. Anfang 1921 wurde der Sudenburger Aquarienverein aufgelöst und am 10. Februar traten die Herren diese Vereins dem Verein „Valisneria“ als ältesten Magdeburger Verein bei. Zum 25-jährigen Bestehen des Vereins wurde am 5. März 1921 ein Vereinsfest ausgerichtet. Herrn Hartmann aus Leipzig, Mitbegründer der „Vallisneria“, gab es eine humorvolle Schilderung über die Vereinsgründung und das Wachsen der „Vallisneria“. Zu Ehrenmitgliedern wurden die Herren Dr. Wolterstorff, Hartmann, Jürgens und Lübeck ernannt. Vom 7. bis 14.08.1921 wurde eine Jubiläumsausstellung ausgerichtet.

Von 3. bis 5. August 1924 fand der VDA-Verbandstag in Magdeburg statt. Es nahmen Vertreter von 134 Vereinen teil. Vom 9. bis 17. August wurde anlässlich des Verbandstages in der Halle „Stadt und Land“ (heute „Hermann-Gieseler-Halle“) eine große Aquarien- und Terrarien-Ausstellung ausgerichtet (Bild).

Anfang 1925 zählt der Verein wieder 35 Mitglieder. Auch die finanzielle Lage des Vereins wurde als stabil eingeschätzt.

1926 verschmolz der Verein Nymphaea Magdeburg mit dem Verein „Vallisneria“. Auch das folgende Jahr wurde in den Aufzeichnungen als „Ein Vereinsjahr stiller und harmonischer Vereinstätigkeit“ mit „spärlichen Sitzungsbesuchen“ auf der Generalversammlung“ genannt. Der alte Stamm von Mitgliedern aber blieb dem Verein treu.

Foto: Zur Börse am 18.10.1992 brachte uns Frau Anni Schachtel (verwitwete Schmidt) ein Originalfoto des damaligen Aquarianervereins “Vallisneria”. Die Rückseite des Fotos trägt das Datum vom 14.02.1925. Frau Schachtel konnte sich noch an vier Namen erinnern: H. Lübeck (1. Reihe, 2. v. r)., daneben Dr. Wolterstorff (3. v. r), Wilhelm Jürgens (4. v. r.) sowie Willy Schmidt (3. Reihe 3. v. l.).

1928 baute man am gepachteten Vereinsteich eine „Vereins-Laube“ mit Platz für bis zu 60 Personen und im August fand die Einweihung beim „1. Tümpeltest“ statt. In einer Wochenzeitschrift mit einer Beschreibung der Vereinsanlage wurde die Größe des Teiches mit 350 qm angegeben. Die Vereinsbibliothek, mittlerweile immerhin „mehrere hundert Bände“, wurde ständig erweitert und umfasste Anfang 1930 etwa 350 Bände. Regelmäßige Ausflüge, Tümpeltouren in die Umgebung und Vorträge fanden statt.

1931 – 1945

Dr. W. Wolterstorff vor seinen Aquarien mit lebenden Molchen (WS 1942).

Aus diesen Jahren existieren nicht mehr viel Aufzeichnungen. Die Vereinsversammlung am 15. Februar 1936 diente als Feier zum 40-jährigen Bestehen. Vom Ehrenvorsitzenden Herr H. Lübeck wurde eine Vereinschronik über die letzten 15 Jahre seit dem 25-jährigen Bestehen verfasst, von der jeder Anwesende ein Exemplar bekam. Die Grüße des Gaus überbrachte dessen Vorsitzender Karl Baake, der im Namen des VDA-Vorsitzenden dem Verein die „Goldene Medaille“ nebst Urkunde überreichte und die Verdienste der „Vallisneria“ würdigte. Es wurde auch erwähnt der Tümplermarsch der „Vallisneria“:

„Es stehe fest die Vallisneria!
Stimm mit lauten Rufen drum jetzt ein!
Wir halten treu und fest zusammen!
Hoch der Verein! Hoch der Verein!“


Die Kriegsjahre enthalten nur spärliche Angaben. So ist nur noch aus der Wochenschrift von 1941 eine Gratulation zum 45. Jubiläum von „Vallisneria“ Magdeburg zu entnehmen.

Nach dem Krieg befand sich Magdeburg in der sowjetischen Besatzungszone. Auf Weisung aus Moskau gab es keine Rechte auf Gründung oder Erhalt von selbständigen Vereinen. Unter der Dachorganisation des Kulturbundes konnten Fachgruppen gegründet werden, aber eine Weiterführung des Vereins „Vallisneria“ war nicht mehr möglich. 
Dies ist auch der Grund, warum unser Verein nicht den Zusatz des Gründungsjahres 1896 tragen darf.